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Geschwister Scholl Preis | 2016 | Preisverleihung

Preisträger 2018

Götz Aly | Europa gegen die Juden

Götz Aly

Europa gegen die Juden

1880 - 1945

S. Fischer
München 2017
ISBN: 978-3-10-000428-4

Autor

Geschwister Scholl Preis 2018 | Impressionen | Götz Aly

Götz Aly, geboren 1947, ist Historiker und Journalist. Er arbeitete u.a. für die »taz«, die »Berliner Zeitung« und als Gastprofessor. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.

Begründung der Jury

"Die Erforschung der Verbrechen des Nationalsozialismus hat der Historiker Götz Aly mit bedeutenden Büchern vorangetrieben, darunter ‚Vordenker der Vernichtung‘ (1991, mit Susanne Heim), ‚Hitlers Volksstaat‘ (2005) und ‚Warum die Deutschen, warum die Juden?‘ (2011). In seinem jüngsten Buch ‚Europa gegen die Juden. 1880-1945‘ zieht er eine Art von Summe – indem er eine markante These zu den Möglichkeitsbedingungen des Holocaust umfassend belegt und begründet, mit ganz Europa im Blick.

Der Antisemitismus war demnach nicht die Sache einer Minderheit von irrationalem Hass getriebener Fanatiker. Für die Verdrängung der Juden aus dem bürgerlichen Leben gab es rationale Gründe – rational im Sinne von: erklärbar, aus den materiellen Interessen derjenigen, die von der Beseitigung der Konkurrenz profitierten. Mit verblüffendem Effekt zitiert Aly aus der prophetischen Geschichtsschreibung des bayerischen Finanzbeamten Siegfried Lichtenstaedter, der 1942 in Theresienstadt ermordet wurde. Es war möglich, den Holocaust vorauszusagen. Dann hätte er auch verhindert werden können. Und dann sollte es wenigstens möglich sein, ihn zu erklären.

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Verleihung

Der 39. Geschwister-Scholl-Preis wurde am 19. November 2018 in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität in München an Götz Aly verliehen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (links) und Michael Then, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern e.V., überreichten als Stellvertreter der Stifter die Urkunde (Foto: Yves Krier). Die Laudatio hielt Patrick Bahners.

Der Laudator würdigte Aly als unabhängigen Geschichtsforscher im Geiste von Raul Hilberg, dem Autor des Standardwerks „Die Vernichtung der europäischem Juden“ und Geschwister-Scholl-Preisträger des Jahres 2002. Er verglich Aly mit dem Comic-Helden Asterix, der mit seiner List und seinem Witz den Geist der Résistance gegen die deutschen Besatzer verkörpere. „Frechheit siegt: Nach dieser Devise von Asterix muss auch Götz Aly an seine Arbeit gehen, weil er ein Einzelkämpfer ist. Ohne allen Apparat hat er es immer wieder mit einer Übermacht zünftiger Historiker aufgenommen.

Ansprache von Dieter Reiter

Geschwister Scholl Preis 2018 | Impressionen | Dieter Reiter

Ansprache von Dieter Reiter

Ich begrüße Sie zur Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises 2018, den die Landeshauptstadt München zusammen mit dem Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergibt. Zum 39. Mal wird damit heuer ein Buch prämiert, „das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen und intellektuellen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben“. Und das dabei im weitesten Sinne an das Vermächtnis der Geschwister Scholl erinnert.

Der Geburtstag von Hans Scholl hat sich vor rund zwei Monaten zum 100. Mal gejährt. Als Mitbegründer und prägendes Mitglied der Weißen Rose hat Hans Scholl zusammen mit Alexander Schmorell Flugblätter gegen das NS-Regime verfasst. Auch seine Schwester Sophie schloss sich der Widerstandsgruppe an. Am 18. Februar 1943 wurden die Geschwister beim Verteilen des Stalingrad-Flugblattes in der Münchner Universität vom Hausmeister entdeckt und an die Gestapo ausgeliefert. Hans Scholl wurde im ersten Prozess vor dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz Roland Freislers zusammen mit seiner Schwester Sophie und dem mit ihm befreundeten Christoph Probst zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet. Hans Scholls letzte Worte waren: „Es lebe die Freiheit!“ Das war heuer im Februar vor genau 75 Jahren.

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Ansprache von Michael Then

Geschwister Scholl Preis 2018 | Impressionen | Michael Then

Guten Abend verehrte Gäste, herzlich Willkommen zur Verleihung des Geschwister Scholl Preises 2018. Ich begrüße besonders den Oberbürgermeister der Stadt München, Herrn Dieter Reiter, den Laudator Patrick Bahners und vor allem Sie verehrter Götz Aly, dem ich als Vorsitzender des Börsenvereins Landesverband Bayern besonders herzlich zu diesem Preis gratuliere. Dieses Jahr zeichnen wir einen Denker aus, für den es im Jiddischen einen wunderbaren Ausdruck gibt: Penmentsch. Mit dem Federmenschen, so die Übersetzung, ist der Literat, der Homme de Lettre gemeint, denn, so ein jiddisches Sprichwort, „Die Feder schießt schärfer als ein Pfeil.“ Und ich möchte hinzufügen, dass mit der Schärfe nicht die Polemik, sondern die Tiefe der Analyse gemeint ist.

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Laudatio von Patrick Bahners

Geschwister Scholl Preis 2018 | Impressionen | Patrick Bahners

Vor sechzehn Jahren, am 2. Dezember 2002, wurde hier in der Großen Aula der Universität der Geschwister-Scholl-Preis an Raul Hilberg verliehen. Der damals sechsundsiebzigjährige, fünf Jahre später verstorbene Pionier der Holocaustforschung hätte schon viel früher ausgezeichnet werden können. Sein epochemachendes, aus den Akten gearbeitetes Werk über „Die Vernichtung der europäischen Juden“ erschien in deutscher Sprache erst 1982, einundzwanzig Jahre nach dem amerikanischen Original. Aber weil es ein Berliner Kleinverlag war, der das Risiko der Übersetzung der 798 eng bedruckten Seiten auf sich genommen hatte, blieb diese Ausgabe fast ohne Resonanz in der deutschen Öffentlichkeit. Das änderte sich erst, als der Fischer-Verlag das Werk 1990 in sein Taschenbuchprogramm aufnahm – der Verlag, in dem auch das Buch erschienen ist, für das Götz Aly heute der Geschwister-Scholl-Preis des Jahres 2018 verliehen wird.

Die verzögerte Rezeption von Hilbergs Grundlagenforschung ist längst ihrerseits Thema der zeitgeschichtlichen Forschung geworden, als Exempel der Verdrängung, die das Verhältnis der Deutschen zu den vom Deutschen Reich ins Werk gesetzten Völkermorden über mehrere Generationen prägte. Dieses Verdrängen darf man sich ebenso wenig als anonymen Prozess, als schicksalhaftes Geschehen vorstellen wie das Verdrängte selbst, die Ketten von Handlungen und Unterlassungen, deren Bilanz sich auf Millionen von Ermordeten beläuft.

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Dankesrede von Götz Aly

Geschwister Scholl Preis 2018 | Impressionen | Dankesrede

Warum blieb die weiße Rose so isoliert?

Für den 18. Februar 1943 vermerkt die geschichtliche Chronik zwei im Rückblick wichtige Ereignisse: Um 11.00 Uhr legten die Studenten Hans und Sophie Scholl in der Münchner Universität regierungsfeindliche Flugblätter aus und wurde dabei von einem pflichtbewussten Hausmeister erwischt; um 17.00 Uhr hielt Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast jene Rede, die in der Frage gipfelte: „Wollt ihr den totalen Krieg?“. Goebbels reagierte auf Stalingrad, rief zum entschlossenen Kampf auf und stellte schließlich diese, in wildes Ja-Geschrei mündende Frage: „Seid ihr damit einverstanden, dass, wer sich am Kriege vergeht, den Kopf verliert?“ Über den Reichsrundfunk erreichte die Rede viele Zehnmillionen Hörerinnen, Hörer und Soldaten.

Wie Goebbels antworteten die zum Aufbegehren entschlossenen jungen Leute der Weißen Rose auf die Katastrophe von Stalingrad. Sie verstanden sie als Menetekel, das die Deutschen ermutigen müsste, die Herrschaft der Vernichtung und Selbstvernichtung endlich abzuschütteln. Das sollte nicht mit Waffengewalt gelingen, sondern „aus der Macht des Geistes“, kraft starker Argumente. „Die Toten von Stalingrad beschwören uns“, so hieß es im letzten vervielfältigten Flugblatt.

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Impressionen der Preisverleihung